Resümee und Ausblick - Wenig
Anlass zu Optimismus:
Ein hoffnungsloser Fall?
Von Judith Kessler
Die
Berliner "Umfrage 2002" war die erste Umfrage dieser Art in einer
bundesdeutschen Jüdischen Gemeinde. Um die Bereitschaft der Mitglieder nicht
zu überfordern, beschränkte sie sich auf 65 Fragen aus den Bereichen
Religion/Kultus, Jugend/Bildung, Soziales/Senioren und Kultur/
Kommunikation. Sie sollten zum einen Interna klären (wie etwa bestimmte
Gemeindeeinrichtungen von den Mitgliedern bewertet werden) und zum anderen
einige Details zum heutigen Selbstverständnis in Berlin/Deutschland lebender
Juden.
Große Überraschungen gab es dabei nicht.
Es ist eher so, dass zahlreiche Alltagserfahrungen aus dem Umfeld der
Jüdischen Gemeinde(n) durch die Ergebnisse verifiziert und quantifiziert
wurden. Beide Elemente der "Software", die Einschätzung der Gemeinde und die
Selbsteinschätzung der Mitglieder, lassen jedoch keinen Zweifel daran, daß
die "Hardware" der Berliner Gemeinde einer Strukturanalyse und -reform
bedarf.
Aufschlussreich war zudem, wie stark
Wahrnehmungen und Meinungen von Mitgliedern unterschiedlicher Herkunft
voneinander abweichen. Solche Unterschiede herauszufiltern war jedoch nicht
die primäre Aufgabe der Untersuchung. Die Umfrage ist für mögliche weitere
Auswertungen jedoch offen – es können im Nachhinein andere als die bereits
betrachteten Aspekte untersucht werden. Gedacht ist neben solchen
Herkunfts-, auch an Geschlechts-, Berufs- oder Altersspezifika.
Die Stichprobe ist demografisch
repräsentativ für die (partizipationsbereiten) Mitglieder der Gemeinde.
Ungeachtet dessen enttäuscht die insgesamt geringe Resonanz (bei 7,1 % der
Haushalte); sie illustriert jedoch die allgemeine Befindlichkeit: das Gros
der Mitglieder steht dem Gemeindegeschehen gleichgültig, zum Teil auch
resigniert gegenüber.
Zu den wichtigsten Ergebnissen: Die
Umfrage zeigt, dass ein erheblicher Teil der Mitglieder religiöse
Traditionen skeptisch betrachtet oder sich nicht (mehr) religiös definiert:
12 % sind Atheisten,16 % wissen sich nicht einzuordnen oder gehören "keiner"
Richtung an. Die größte Gruppe gehört zum "liberalen" Judentum (29 %), die
kleinste zur Orthodoxie (8 %). Die partielle Loslösung von der Religion
geschieht nicht plötzlich: fast 80 % der Befragten kommen aus nicht-
oder etwas religiösen Familien. In der Konsequenz würden auch "nur" 66 % der
Befragten einen Sohn definitiv beschneiden lassen, 60 % einer Bar/Bat Mizwa
eindeutig zustimmen, 27 % mehr Geld für koschere als für herkömmliche
Lebensmittel ausgeben. Über ein Drittel gehen allerdings – nach eigenen
Angaben – regelmäßig in die Synagoge; fast ebenso viele besuchen sie jedoch
nur "zu den Hohen Feiertagen" oder "einmal im Jahr" und mehr als ein Viertel
"sehr selten" oder "nie". "Tradition" ist der häufigste Grund für den
Synagogenbesuch, immerhin ein Drittel wollen dort aber auch ihren "Glauben
praktizieren". Religiosität als Mitgliedsgrund geben jedoch nur halb soviele
Befragte an. Meist geht es eher um Normverhalten oder Pragmatismus als um
explizite Überzeugungen: Sehr viele sind Mitglied, weil es für sie "als
Jude/in selbstverständlich" ist, andere wollen ihre "Zugehörigkeit
demonstrieren" oder "jüdisch beerdigt werden", fühlen sich "sicherer" oder
wurden von den "Eltern angemeldet", sind Mitglieder, "weil
Verwandte/Bekannte" es auch sind oder sie "Hilfe erhoffen". Aber auch
soziale Bezugspunkte können für eine Mitgliedschaft bestimmend sein: So
kennen immerhin 43 % der Befragten persönlich jeweils 11 bis 50 andere
Mitglieder, 27 % kennen sogar mehr.
Trotz aller Säkularisierung wäre für 53
% der Befragten ein jüdischer Partner für ihr Kind wichtig. Die Aufweichung
der religiösen Bindungen beeinflusst die Haltungen in Bezug auf die
Partnerwahl offenbar wenig. Das scheint auch für die "letzte Ruhe" zu
gelten: Fast 80 % der Befragten – darunter ein Drittel der Atheisten und
über die Hälfte der "Richtungslosen" – will auf einem jüdischen Friedhof
beerdigt werden. Und abweichend von der individuellen Einstellung sehen mehr
als die Hälfte die Gemeinde auch als Religionsträgerin und finden die
religiöse Erziehung der Jugend wichtig. Die jungen Mitglieder selbst
vertreten im Übrigen häufiger als andere Altersgruppen orthodoxe
"gesetzestreue" Positionen und äußern sich zugleich häufiger eher
verunsichert ("kann ich nicht sagen") als ablehnend – hier dürften die
stärksten Interventionsmöglichkeiten der Gemeinde liegen.
Bei der Einschätzung der Institution
Jüdische Gemeinde auf dem Kultussektor werden vor allem interessante,
jugendgerechte und realitätsbezogene Predigten, Mitbestimmungsmöglichkeiten
sowie seelsorgerisches Engagement der Rabbiner vermisst. Das Spektrum der
individuellen Wünsche ist sehr breit gefächert und heterogen bis kontrovers.
Richtungsübergreifend sind Forderungen nach "gegenseitigem Respekt" der
religiösen Richtungen oder "weniger Bürokratie".
Eine große Mehrheit der Befragten findet
eine jüdische Erziehung wichtig, wobei darunter vor allem eine fundierte
"soziale/gesellschaftspolitische Erziehung" verstanden wird. Religion steht
erst an zweiter, Iwrit-Unterricht und Freizeitbeschäftigung an dritter und
vierte Stelle. Allerdings wird ausgerechnet die Qualität der
sozial-gesellschaftlichen Erziehung am schlechtesten und die
Freizeit/Ferienbetreuung – vergleichsweise – am besten beurteilt. In der
Jugendarbeit vermisst werden besonders eine "identitätsstiftende und
gemeinschaftsbildende Erziehung". Trotz der Kritik haben über die Hälfte der
Befragten ihr Kind auf eine Jüdische Schule geschickt oder würden es dort
hingeben. Die anderen würden dies jedoch nur dann tun, wenn es dort vor
allem qualifizierteres Lehrpersonal und mehr jüdische Lehrinhalte gäbe. Die
Jugendlichen selbst sehen die Schulen recht positiv. Unter 10 % der
befragten Schüler jüdischer Schulen würden "lieber in eine andere Schule"
gehen, aber 28 % der Befragten aus nichtjüdischen Schulen wären "lieber in
einer jüdischen Schule".
Auch hier kann interveniert werden –
möglicherweise durch stärkere Einbindung in die jüdischen
Jugendorganisationen, in denen bislang nur ein Viertel der befragten
Jugendlichen Mitglied sind. Dennoch wollen fast zwei Drittel später ihr Kind
jüdisch erziehen und beinahe die Hälfte wollen es in eine jüdische Schule
schicken; der jeweils andere Teil ist sich noch nicht sicher über diese
Fragen. Hier liegen Potenziale verborgen, die sich in der Zukunft in die
Gemeinde einbringen könnten, wenn – das ist die Voraussetzung – die
vorhandenen Orientierungsdefizite (und die Jugendlichen selbst) ernster
genommen würden.
Die Jugendberatungsangebote als
Interventionsinstrument verfehlen nach Auskunft der Befragten bislang
jedenfalls ihr Ziel: Gerade einmal 11 % der Befragten haben ein- oder
mehrmals eines der Erziehungs-, Schul- oder Familienberatungsangebote der
Gemeinde genutzt. Das verwundert nicht, wenn jeweils zwischen einem Viertel
und der Hälfte aller Befragten aussagen, diese Angebote überhaupt nicht zu
kennen und sich je nach Einrichtung bis zu zwei Drittel unzufrieden mit
ihnen äußern. Nur an den Ferienreisen/Machanot wird relativ wenig kritisiert
(außer, dass es noch zu wenig davon gibt).
Der Bekanntheits- und Nutzungsgrad der
Dienstleistungsangebote jenseits des Jugendbereichs (z.B. Ambulante Pflege,
Integrationsbüro) sieht nicht besser aus und nicht einmal 30 % der Befragten
wissen, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie ein Problem haben. Gleiches
gilt für die Zufriedenheit mit den Angeboten. Sie ist vor allem in Bereichen
niedrig, an die (vermutlich) die höchsten Erwartungen geknüpft werden, weil
sie relevante Defizite der Mitglieder betreffen (Aufenthalt, Arbeit, Rente)
oder wo knappe Ressourcen zu vergeben sind (Machanot, Jobs, Räume). Wenn
also Zusatzangebote gefordert werden, kann das an der als mittelmäßig bis
schlecht wahrgenommenen Qualität des Vorhandenen liegen, aber auch am
Anspruchsniveau der Nutzer.
Nicht immer lassen sich die Wünsche als
vernünftig bezeichnen – wenn ohne Rücksicht auf irgendwelche Realitäten
(z.B. finanzieller Art) "von allem" einfach "mehr" gefordert wird oder
allein persönliche Interessen im Blickfeld stehen. So wird die Einstellung
von mehr Russischsprachlern verlangt, obwohl Mitglieder und
Behördenangestellte bereits jetzt über unzulängliche Deutschkenntnisse von
Gemeindemitarbeitern klagen.
Die Institution Jüdische Gemeinde wird
in allen Bereichen von Religion, über Soziales bis Kultur von der Mehrheit
ähnlich eingeschätzt: unzeitgemäß, unattraktiv oder uneffektiv. Das Prädikat
"jüdisch" ist per se noch kein Qualitätsmerkmal und garantiert auch nicht
automatisch einen (z.B.) hohen Zulauf. Bestes Beispiel ist, wenn ein Drittel
der Befragten nur bei "sehr guter Ausstattung" in ein jüdisches Seniorenheim
ziehen würde, ein weiteres Drittel sich nicht entscheiden kann und fast der
Hälfte von denen, die es bereits besichtigt haben, das bestehende jüdische
Seniorenzentrum nicht zusagt.
Im Kultur- und Freizeitbereich vermissen
die Mitglieder vor allem Treffmöglichkeiten für Erwachsene (besonders für
die "Mittelalter"). Deutlich mehr als für Religionsthemen,
Gedenkveranstaltungen oder gar Repräsentantenversammlungen interessieren sie
sich für Konzerte, Feiern und Vorträge. Hier werden auch die
unterschiedlichen Vorlieben der Mitglieder besonders deutlich: Für Konzerte
intereressieren sich sehr viel mehr GUS-Zuwanderer als "Einheimische", bei
den Vorträgen ist genau umgekehrt. Der Spagat setzt sich bei den Inhalten
fort: 12 % Befragte wollen "klesmerfreie Zonen", doppelt so viele wollen das
Gegenteil: z.B.Klesmer – davon sind 60 % aus der UdSSR, aber nur 25 % aus
Deutschland.
Die Einheimischen wünschen sich auch
mehr gesellschaftspolitische, historische und israelische Bezüge und
monieren stärker die Qualität der Veranstaltungen. Diese seien oft
langweilig, altbacken, es fehle "Meinungsvielfalt" und der Blick "für andere
Kulturen und Religionen". So besuchen auch nur ein Drittel (vor allem
Zuwanderer und Ältere) regelmäßig jüdische Veranstaltungen und fast ein
Drittel können sich nicht einmal an die letzte Gemeindeveranstaltung
erinnern, an der sie teilgenommen haben. Am Sicherheitsrisiko scheinen die
schwachen Besucherzahlen jedenfalls nicht zu liegen: Mehr als zwei Drittel
der Befragten fühlen sich in jüdischen Einrichtungen "gut" oder sogar
"übertrieben" beschützt und die große Mehrheit (83 %) lässt sich durch
Sicherheitsmaßnahmen auch nicht vom Besuch jüdischer Orte abhalten.
Die Unterschiede zwischen Mitgliedern
(verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters und Geschlechts, aber auch
innerhalb dieser Kategorien) in Bezug auf ihre Interessen, Vorlieben,
Mentalitäten usw. sind insgesamt so erheblich, dass Konzepte (egal ob für
Event- oder Religionssektor), die allen zugleich dienen sollen, kaum greifen
können. Fraglich ist, ob solche "alle(s)" umspannenden Konzepte überhaupt
erstrebenswert sind. Allerdings kann eine "Einheitsgemeinde", die allen
Strömungen Rechnung tragen will, nur dann für eine Mehrheit befriedigend
funktionieren, wenn sie die unterschiedlichen Lebensentwürfe ihrer
Mitglieder in der Praxis auch zuläßt. Genau das aber bezweifeln viele der
Befragten.
Wo aber leben die Mitglieder ihr
Jüdisch-Sein aus, wenn sie es im Umfeld der Gemeinde nicht tun, zugleich
aber ihre Freizeit zu einem nicht unerheblichen Teil mit Juden verbringen,
wie die Antworten zeigen. Alarmierend ist zudem, wie viele (meist ältere)
Mitglieder isoliert sind und offenbar keine "Nische" für sich gefunden
haben.
Kritik ist jedoch nicht ausschließlich
an die Gemeindeadministration/-führung zu richten. In allen abgefragten
Bereichen übertrifft die Zahl der passiven Mitglieder bei weitem die der
aktiven. Die Bereitschaft zur Eigeninitiative, z.B. zu ehrenamtlicher
Arbeit, ist gering, der Wille zum Konsum hoch. "Die Gemeinde" soll nicht nur
Angebote erstellen und verantworten, sondern sie den Mitgliedern möglichst
auch hinterher tragen. Und wenn sich 42 % der Befragten "zu wenig" über das
Gemeindegeschehen informiert fühlen und andererseits ebensoviele noch nie
bei einer Gemeindeversammlung waren, um sich zu informieren, stimmt auf
beiden Seiten etwas Grundlegendes nicht.
Der Gemeinde bzw. ihren vermittelnden
Instanzen ist es nicht ausreichend gelungen, die Notwendigkeit
gemeindegestalterischer Aktivitäten zu vermitteln. Sie konnten den
Mitgliedern bislang offenbar nicht einmal klar machen, dass sie mit jeder
Gemeindereise, jedem Pessach-Paket, jedem Besuch der Sozialberatung oder
eines Gemeindeklubs und jedem "jüdischen berlin", das sie nach Hause
bekommen, auch Ressourcen und Dienstleistungen der Gemeinde nutzen, selbst
wenn sie keinen Cent Gemeindesteuer bezahlen. Dass dieses Bewußtsein fehlt,
wird daran deutlich, dass über die Hälfte aller Befragten aussagen, noch nie
oder nur ein einziges mal eine Dienstleistung der Gemeinde beansprucht zu
haben.
Ganz offensichtlich gibt es jedoch auch
funktionierende "Inseln" im Gemeindesystem, so die Bibliothek oder der
Seniorenklub "Achva". Das positive Feedback, das solche Einrichtungen
erhalten, hängt – so der Tenor der Kommentare – damit zusammen, dass dort
der "Kunde König ist" und ernst genommen wird, dass diese Einrichtungen
relativ selbständig arbeiten (ihnen also niemand groß rein redet) und
Verläßlichkeit ausstrahlen. Damit ist ein wesentliches Defizit angesprochen.
Wenn Anrufer von drei verschiedenen Gemeindemitarbeitern drei verschiedene
(oder gar keine) Antworten erhalten, kann von Verläßlichkeit und
Strukturiertheit keine Rede sein. Genau diesen Eindruck scheinen etliche
Mitglieder zu haben, wenn sie sich "lieber nicht an die Gemeinde wenden",
die Mitarbeiter für "inkompetent", "arrogant", "bürokratisch" halten und
sich über die Hälfte bei der Lösung ihrer Probleme nicht oder nur "manchmal"
unterstützt fühlen.
Um Verläßlichkeit/Kompetenz, aber auch
Empathie (wieder) herzustellen, ist nicht nur die Einstellung von
Mitarbeitern nach Qualifikation notwendig, sondern auch Schulung und
Training des vorhandenen Personals. Dass Leute ihren Job "schon seit 20
Jahren" machen, heißt nicht zwangsläufig, dass sie ihn auch "richtig"
machen, andererseits werden vorhandene Fähigkeiten von Mitarbeitern nicht
effektiv genutzt, weil sie nicht erkannt oder gefördert werden.
Hinzu kommt die hohe "Verwandtschafts-
und Bekanntschaftsdichte" als generelles Problem kleiner, z.B.
konfessioneller Einrichtungen. Der Konflikt zwischen Mitgliedern
verschiedener Herkunft (bzw. "Langansässigen" und "Spätergekommenen") läuft
wesentlich über einen sozialen Vergleich ab (wenn jemand z.B. schreibt,
"andere" Personen/Gruppen würden bevorzugt). Im überschaubaren
Gemeindekosmos verbreiten sich Gerüchte schnell, sind Vergleiche mit anderen
leicht, und die Unterscheidung, was privat und was Geschäft ist, wem
geholfen wird, wem nicht, ist schwieriger als in Kontexten, wo die Personen
vor und hinter dem Schreibtisch sich nicht kennen. Insofern sind hier auch
nachvollziehbare Vergabekriterien und Kontrollen noch notwendiger als
anderswo. Das gilt für Personen wie für Institutionen. Mit selbst
verwalteten, kontrollierten Fonds für die Synagogen – beispielsweise – ließe
sich möglicherweise (falschen) Neidgefühlen begegnen, aber auch
Verantwortung und vor allem Verantwortungsbewusstsein besser verteilen.
Um Kontrollmechanismen installieren
sowie Aufgaben und Kompetenzen überhaupt definieren, verteilen, abgrenzen
und verzahnen zu können sowie Überschneidungen zu vermeiden wäre als erster
Schritt – wie bei jedem anderen Unternehmen auch – eine Strukturanalyse
angebracht, am besten im Vergleich mit "Firmen" ähnlicher Größen- und
Aufgabenordnung. Mit ihr sollten für jeden einzelnen Sektor verbindliche (!)
Organigramme erstellt und die Kommunikationswege geprüft werden.
Einrichtungen/ Angebote werden auch deshalb nicht genutzt (und sind nicht
ausgelastet), weil der Informationsfluss gestört und die Gemeindestruktur
nicht transparent genug oder stellenweise absolut beliebig wirkt.
Der Analyse- und Trainigsbedarf gilt in
gleicher Weise für die Arbeit der Dezernenten, RV- und Ausschussmitglieder.
Ein Dezernentenwechsel alle vier Jahre ist an sich schon problematisch, weil
Aufgabenrealisierungen oft mehr Zeit brauchen. Da neue Dezernenten auch gern
"das Rad neu erfinden", anstatt das Beste aus dem Vorhandenen herausholen
und hin und wieder mehr personen- als sachbezogen agieren, haben mittel- und
langfristige Strategien wenig Chancen. Hinzu kommt, dass sie in aller Regel
nicht über Fachwissen in ihrem Dezernat verfügen, also Laien sind. Ohne
Schulung oder Hinzuziehung von Beratern lassen sich ihre Aufgaben kaum
adäquat lösen (so wie die RV-Mitglieder die dazugehörigen Entscheidungen aus
gleichem Grund eigentlich nicht treffen können oder dürften).
Zugleich ist das (öffentliche) Tun der
Entscheidungsträger/Gemeindevertreter nicht geeignet, Vertrauen und Respekt
hervorzurufen. Wenn ein Großteil der Mitglieder findet, die Gemeinde melde
sich zu selten – und wenn, dann unqualifiziert – in der Öffentlichkeit zu
Wort und hätte dort ein "eher negatives Bild" oder sei sogar "nur bei
negativen Schlagzeilen präsent", dann sind daran nach Einschätzung der
Befragten nicht nur die Medien, sondern auch die Gemeindevertreter selbst
Schuld. Der rüde Ton, der bei Repräsentantenversammlungen oder im Beisein
Außenstehender zwischen RV-Mitgliedern, Vorgesetzten und Mitarbeitern oder
Mitarbeitern und Mitgliedern herrscht, spiegelt sich auch in den Antworten
der "Basis" wider. Die zeigt sich enttäuscht von ihren gewählten Vertretern
und spart auch selbst nicht mit – teilweise unsachlichen, bösartigen bis
denunziatorischen – Kommentaren. Positives oder gar Selbstkritisches gibt es
nur wenig. Nichtsdestotrotz sind die Kommentare "das Salz in der
(Umfrage)Suppe" und sollten Beachtung bei den Gemeindevertretern finden. Sie
sagen oft mehr über die Befindlichkeiten der Mitglieder als die Zahlen aus
und enthalten viele konstruktive Anregungen und Denkanstöße, für die den
Teilnehmern auch ausdrücklich gedankt sei.
Die Mitgliederbefragung der Jüdischen
Gemeinde zu Berlin
Für weitere Details der Studie
kontaktieren Sie bitte:
Judith Kessler
M.A.
jb@jg-berlin.org
hagalil.com
08-05-02
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