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Unsicht-Bar Berlin:
Finsternis herrscht und Gefilte Fisch liegen auf dem Teller

Die Berliner unsicht-bar ist ein Restaurant, in dem das Essen in wahrlich stockfinsteren Räumen von blinden und sehbehinderten Kellnern serviert wird...

Von Gudrun Wilhelmy

Die Idee dort an den vier Januar-Sonntagen ein koscheres sechsgängiges Menü anzubieten, stammt von Dirk Zöllner und dem Koch, Theologen und Musikmanager Elmar Werner. Dieser hat während mehrerer Austauschprogramme in den renommiertesten Hotels Israels unter rabbinischer Aufsicht deutsche Küche nach Koscher-Vorschriften zubereitet.

Die Menü-Folge lässt die Geschmacksnerven frohlocken: Challa, das traditionelle Schabbat-Brot und Apfelscheiben mit Honig. Sie müssen sich das so vorstellen: Sie versuchen auf einem Teller mit einer Gabel eine Apfelscheibe aufzuspießen und in den Honig zu tunken. Sie sehen weder die Gabel, noch die Apfelscheibe und auch den Honig nicht. Den Tellerrand erfühlen Sie mit einer Hand. Es gelingt kaum die Apfelscheibe so auf der Gabel bei der Suche nach dem Honig zu halten. Eingravierte Linien in den Holztischen erleichtern ebenso die Orientierung, wie auch das gut platzierte Set, auf dem der Teller steht. Für die Lage des Weinglases sorgen die Kellner: auf 13 Uhr. Für das Essen auf den Tellern fehlt diese Orientierungshilfe leider.

Der Gefilte Fisch mit Mousse aus Rettich und Teltower Rübchen klingt interessant. Die Teltower Rübchen habe ich leider nicht gefunden, dafür das Mousse und das war gut. Suppen lassen sich in der absoluten Finsternis gut essen. Ein Löffel, eine Henkel-Suppentasse erleichtern den Prozess wesentlich, vor allem wenn größere Stücke darin schwimmen. Vor lauter Freude über die gelungenen Treffer, wird der Gaumen nicht zu Höchstleistungen angespornt. Von diesem Erlebnis beflügelt, wird der normale Esser kecker und greift nun mehr oder minder ungeniert mit den Händen zu: Es sieht ja niemand. Gebratene Entenbrust mit Kartoffelnknödeln und golden Karottenzimmes. Die Entenbrust schmeckte mir eher nach Niere, vielleicht liegt es an meinem vegetarisch eingestellten Gaumen, eine einzelne Karotte ich wirklich als Zufallstreffer mit der Gabel erwischt. Und bei zartem Geflügelfleisch darf man selbst nach Knigge mit den Fingern zugreifen.

Einfach war der Obstsalat aus Apfel, Apfelsinen und eventuell Mango-Stücken. Danach konnte ich Ediths Kuchen wieder recht gut gabeln und er schmeckte vorzüglich. Der angekündigte Kaffee fiel allerdings aus, heiße Getränke werden aus Gründen der Verbrennungsgefahr nicht serviert.

Gefährlicher in anderem Sinne war da schon das Angebot koscherer Weine die von Gärtner & Söhne geliefert und bereitgestellt wurden und die anderen koscheren Spirituosen von Schilkin-Spirituosen, wie Kräuterliköre, Wodka und Biere.

Einen genussvollen Abschluss bietet das anschließende Konzert mit dem Efrat-Alony-Quartett in der angeschlossenen Dunkelbühne. Efrat Alonys Repertoire umfasst modernen Jazz und israelische Liedtradition gleichermaßen, die zu einem eigenen Stil verwoben werden. Ihre außergewöhnliche Stimme verleiht der Dunkelheit ganz besondere Schwingungen.

Auch wenn die Idee erwähnenswert ist und die Initiative lobenswert, so wünscht man sich doch zu sehen, was man auf dem Teller hat, insbesondere da mit "koscher" besondere, meist falsche Vorstellungen verbunden sind. Es wäre leichter sich an die erstklassigen sehbehinderten und blinden immer humorvollen Kellner zu gewöhnen, als an das ungeschickte Tasten nach dem Essen auf dem Teller. Es wird nicht jedem gelingen, alles wirklich auf die Gabel zu bekommen – und das ist schade. Denn ein Menü lebt von allen Zutaten und wenn eine fehlt, ist das Geschmacksspektrum nicht komplett, so wie gedacht und geplant.

In diesem Restaurant werden die Rollen getauscht und die sehenden Gäste werden zu Behinderten, die sich ohne die Hilfe der Kellner nicht zurechtfinden. Stimme und Körperausstrahlung treten an Stelle der optischen Reize und die Stunden in absoluter Dunkelheit reizen andere Wahrnehmungsbahnen. Nachdenklich trat ich den Weg zur S-Bahn an. Der Regen glänzte auf dem Asphalt und den Steinen ganz anders als sonst.

Das koschere Menü kostet einschließlich der Getränke 69 Euro, der Eintritt in die Dunkelbühne zum Konzert, das um 20.30 h beginnt, kostet 12 Euro. Rabbiner Ehrenberg aus Berlin hat dem Menü seinen koscher-Stempel gegeben. Trotzdem hätte ich mir dann doch eher exotischere Menü-Gänge aus Israel gewünscht, insbesondere da mit koscher gerade im deutschsprachigen Raum immer nur Gefilte Fisch verbunden wird, der nicht jedermanns Geschmack trifft.

Weitere Termine für das koschere Menü in der unsicht-bar: So 18. + 25. Januar und 1. Februar 2004;

Unsicht-bar, Gormannstrasse 14, Mitte (U-Bhf. Weinmeisterstrasse, S-Bhf. Hackescher Markt)
Reservierungshotline: 030 / 2434 - 2500

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IW / hagalil.com / 2004-01-16

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