antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Jüdische Weisheit
 
Sie finden hier zahlreiche Artikel aus dem 90er Jahren, d.h. aus den Anfangsjahren des WWW. Aktuellere Meldungen finden Sie im Nachrichtenarchiv unter Jüdisches Leben in Deutschland..., Antisemitismus, Rechtsextremismus..., Europa und die Welt... oder in den täglich aktuellen Nachrichten von haGalil.com...
Etliche Artikel in diesem Ordner entsprechen in Formatierung und Gestaltung nicht den heutigen Internetstandards. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Unterwegs?
Besuchen Sie auch die Seiten zu jüdischen Führungen in Berlin...

30. Januar 1933:
70 Jahre Jugendalijah

Was haben Israels Staatspräsident Moshe Katzav, Oberrabbiner Israel Meir Lau und die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Gila Almagor gemeinsam? Alle drei sind in Kinderdörfen der Jugendalijah - aufgewachsen (Alijah: wörtlich"Aufstieg").

Von Iris Noah

Die Anfänge liegen in den 1930iger Jahren in Berlin. Schon früh erkannte Recha Freier, daß jüdische Kinder und Jugendliche in Deutschland keine Zukunft haben würden. Sie entwickelte die Vision, Jugendliche in Gruppen nach Palästina zu bringen. Dort sollten sie in Kibbuzim leben und zum Aufbau des Landes beitragen. Offiziell wurde die Jugendaliyah am 30. Januar 1933 gegründet.

Durch Kontakte zu Siegfried Lehmann, der nach seiner Auswanderung in Palästina das Kinderdorf Ben-Schemen gegründet hatte, erhielt sie die ersten Einwanderungszertifikate. Die erste Gruppe mit sechs Jugendlichen kam im Februar 1934 im Kibbuz Ein Harod an. Trotz vielfältiger Widerstände schaffte es Recha Freier bis zu ihrer eigenen Flucht einige tausend Kinder aus dem Deutschen Reich und benachbarten von den Nazis besetzten Ländern (Österreich, Tschechoslowakei, Polen) nach Palästina zu bringen, wo Henriette Szold, eine amerikanische Jüdin, für die Aufnahme der Kinder sorgte. Zeitweise reichten die Einwanderungszertifikate nicht aus. So mußten Kindergruppen in Dänemark, England, Holland, Italien oder Schweden untergebracht werden, um von dort aus nach Palästina zu kommen.

Selbst während des Krieges gelang es, etwa 10 000 jüdische Kinder über unterschiedliche Routen (Portugal, Schwarzmeerküste, Türkei, Syrien) nach Palästina zu bringen, wie etwa die 850 sogenannten "Theheraner Kinder", Teil einer Flüchtlingsgruppe, die 1939 Polen verlassen hatte. Sie flohen über die Ukraine, Sibirien, Turkestan und Usbekistan nach Teheran und kamen über den Suezkanal 1943 nach Palästina.

Schon während des zweiten Weltkrieges wurden die Aktivitäten der Jugendaliyah auf die Länder des Nahen Ostens und Afrikas ausgedehnt. Viele Kinder flüchteten vor einem von den Nazis organisierten Aufstand in Bagdad nach Palästina. Ebenso kamen Kinder aus Syrien, der Türkei und dem Jemen.

Nach dem Ende des Krieges fand die Jugendaliyah Tausende jüdischer Kinder, die die Schoah überlebt hatten, entweder in Konzentrationslagern oder versteckt bei nichtjüdischen Familien sowie in den Wäldern bei Partisanen. Die meisten von ihnen waren Waisen. Teilweise konnten sie über Durchgangslager in Frankreich, Holland, Italien, Schweden und in der Schweiz nach Palästina kommen. Da die Einwanderungszertifikate nicht ausreichten mußten zahlreiche Kinder auf geheimen Wegen nach Palästina gebracht werden. Viele dieser Gruppen wurden abgefangen und in ein spezielles Internierungslager nach Zypern gebracht. Dort richtete die Jugendalijah ein Jugenddorf ein, um diese Kinder auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten.

In Palästina bzw. später in Israel wurden die Kinder in Kibbuzim und speziellen Jugenddörfern untergebracht. Sie wurden dort von Lehrern und Pädagogen betreut. Sie mußten die ihnen entgangene Schulbildung nachholen um sich dann auf einen Beruf vorbereiten zu können. In ihrem Buch "Auf dem Hügel unter dem Maulbeerbaum", das inzwischen auch verfilmt wurde, schildert Gila Almagor ein Jugenddorf, in dem vorwiegend Kinder lebten, welche die Schoah überlebt hatten.

Seit der Gründung des Staates Israel kamen immer wieder neue Wellen von Einwandern ins Land, und damit auch Kinder, die alleine waren und Hilfe brauchten. Teilweise kamen die Kinder zunächst in Gruppen ohne Eltern, die erst später kamen.

Die Suez-Krise und der Aufstand in Ungarn brachte Kinder aus diesen Regionen ins Land. Kurz darauf wurde in vielen Ländern Osteuropas die Auswanderung wieder möglich. Jetzt stellte sich für die Mitarbeiter der Jugendalijah ein ganz neues Problem: Sie wurden mit Kindern konfrontiert, denen alles Jüdische fremd war, die möglicherweise erst kurz vorher erfahren hatten, daß sie jüdisch waren.

Ab 1971 nahm die Jugendaliyah auch Kinder auf, die bereits in Israel geboren waren, also aus der zweiten Generation der Einwanderer stammten, deren Integration aber gescheitert war. Vielfach kamen sie aus notleidenden Familien. 1978 sind 9 von 10 Jugendalijah-Schülern gebürtige Israelis.

Als in den 80iger Jahren die äthiopischen Juden den langen Weg über den Sudan nach Israel antraten, wurden oft Familien getrennt oder Kinder verloren ihre Eltern, weil ein Drittel der Menschen auf dem Weg nach Israel starb. Durch die Aktion "Moses" wurden 1983 etwa 8000 äthiopische Juden nach Israel ausgeflogen, davon waren 3000 Kinder. Die meisten waren elternlos und wurden in Einrichtungen der Jugendalijah untergebracht. 8 Jahre später bei der Aktion "Salomon" wurden weitere 2500 äthiopische Kinder von der Jugendalijah aufgenommen.

Ab 1992 kamen Kinder aus dem ehemaligen Jugoslawien. Auch aus den ehemaligen GUS-Staaten hielt der Zustrom unvermindert an.

Heute leben etwa 12 000 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren in etwa 100 Kinderdörfern. Etwa ein Drittel ist aus Äthiopien, ein weiteres aus der ehemaligen Sowjetunion. Ein Drittel ist in Israel geboren. Sie sind milieugeschädigt oder Waisen. In der letzten Zeit kommen aufgrund des steigenden Antisemitismus bzw. der unsicheren wirtschaftlichen Situation zunehmend Kinder aus Frankreich und Südamerika.

Durch die zweite Intifada ist der emotionale und wirtschaftliche Druck für viele Kinder, die meist aus nicht intakten Familien kommen, stärker geworden, was sich im Ansteigen von Verhaltensauffälligkeiten niederschlägt. Zusätzlich bringen die gestiegenen Sicherheitsmaßnahmen Einschränkungen mit sich. So können kaum noch Ausflüge oder Aktivitäten ausßerhalb der Jugenddörfer durchgeführt werden. Zusätzlich verursachen die Nachrichten von Terroranschlägen Ängste, weil Verwandte oder Freunde betroffen sein könnten und beeinträchtigen eine gesunde soziale und seelische Entwicklung. Die Mitarbeiter versuchen dem durch zahlreiche zusätzliche Aktivitäten und sozialpädagogische und psychologische Maßnahmen entgegenzuwirken.

In den 70 Jahren ihres Bestehens nahm die Jugendalijah über 400 000 Kinder im Alter zwischen 12 und 18 Jahren auf und gab ihnen ein neues Zuhause. Da die Kinder aus völlig unterschiedlichen Situationen und Kulturen kamen, mußten immer wieder neue Konzepte entwickelt und Bestehendes ausgebaut werden. So gibt es Klassen für Sondererziehung, psychologische Zentren und unterschiedliche Rehabilitations- und Therapieprogramme sowie Berufsbildungszentren. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf künstlerischen Aktivitäten.

Der deutsche Zweig der Jugendalijah ermöglichte 1994 die Gründung eines Jugend Sinfonieorchesters. Es besteht aus 45 Jugendlichen, die in verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugend-Aliyah, Jugenddörfern und Kibbuzim leben. Unter ihnen sind sowohl neu in Israel ankommende Immigranten, überwiegend aus der ehemaligen Sowjetunion, ein junges Mädchen aus Äthiopien als auch bereits etablierten Immigranten und gebürtige Israelis.

Das Orchester soll die erzieherischen Ziele der Kinder- und Jugend-Aliyah unterstützen: Talententwicklung, Förderung begabter Schüler, Integration und Toleranz. Es ermöglicht den Kindern einen Rahmen für gemeinsame Musikaufführungen auf hohem Niveau. Das musikalische Repertoire des Orchesters wird spiegelt den breiten kulturellen Hintergrund der verschiedenen Orchestermitglieder. Neben öffentlichen Aufführungen bereichert das Orchester das kulturelle und musikalische Leben der Kinder- und Jugend-Aliyah-Schulen und -Dörfer in Israel und erfüllt somit eine wichtige und lebhafte Erziehungsaufgabe.

Albert Einstein, der 1954 Recha Freier für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hatte, sagt über die Jugendaliyah:

"Die Jugendaliyah war ein Mittel um den von ihr betreuten Kindern die physische und seelische Gesundheit wiederzugeben, sondern auch den Glauben an menschliche Liebe und Würde".

Veranstaltungshinweis:

Ausstellung - 11.12.2003-07.03.2004

"Rettet die Kinder!"
Die Jugend-Aliyah 1933-2003
Einwanderung und Jugendarbeit in Israel

Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr
Mittwoch 10-20 Uhr
Montag geschlossen

Museum Judengasse Frankfurt
RMV-Haltestelle Börneplatz
Bus 30 und 36
Straßenbahnlinie 11 und 12

Zum Weiterlesen:

hagalil.com 30-01-03

Synagogen und Gottesdienste
Wichtige Adressen
Koscher in Berlin
Rabbiner in Berlin
Jüdische Gruppen
Archive und Bibliotheken
Zeitungen
Terminkalender
Führungen
Stadtplan
Startseite

English Content


DE-Titel
US-Titel


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2008 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved