Tipp für die Berlinale:
"Broken Wings"
Was passiert in Familien, wenn von
einem Tag auf den anderen der Vater, der Ehemann, der Ernährer der Familie
stirbt? Wie stark eine Familie auf den Vater reflektiert, wie notwendig er
für das Gesamtgefüge Familie ist, zeigt Nir Bergman in seinem Film "Broken
Wings" (Israel) genau. Er zeigt, wie Träume und Wünsche, Lebensperspektiven
und Alltag plötzlich zerbrechen und nicht mehr aufrechtzuerhalten sind.
Eine Frau
Dafna (Orli Zilbershatz-Banai) steht von einem Tag auf den anderen mit vier
Kindern allein da: Zwei ältere in der Pubertät, die beiden Jüngeren gehen
noch in den Kindergarten und in die dritte Schulklassen. Dafna arbeitet als
Hebamme in einem Krankenhaus. Das bedeutet unregelmäßige Arbeitszeiten,
Bereitschaftsdienste, Nachtarbeit, stundenlanges Fernbleiben von zu Hause.
Es ist wie überall:
Von der älteren Tochter Maya (Maya Maron) wird erwartet, dass sie die Mutter
in deren Abwesenheit vertritt. Das bedeutet für Maya. nicht nur
zeitaufreibende alltägliche Aufgaben und Pflichten, sondern auch dass sie
bereits in den Anfängen auf eine mögliche Karriere als Songwriter und
Sängerin verzichten muß. Immer wieder holt sie ein dringender Anruf ihrer
Mutter aus Wettbewerben und Aufnahmen heraus.
Der große Bruder
Yair (Nitai Gvirtz) flüchtet sich in eine nihilistische Lebensweise und
kümmert sich um nichts mehr. Der jüngere Bruder Ido (Daniel Magon) redet
kaum mehr und versucht mit den eigenen Problemen allein fertig zu werden.
Die jüngste, Bar, (Eliana Magon) klammert sich an die Mutter und akzeptiert
nur schwer die Rollenverschiebung auf die Schwester.
Die Umwelt
zeigt wenig oder kein Verständnis für diese Familie: Beruf, Schule,
Psychologen, Soziale Anlaufstellen versagen der Reihe nach. Die Kinder
reagieren alle sehr ähnlich: Jedes versucht sich den aufgebürdeten
Verpflichtungen zu entziehen, jedes versucht seinen eigenen Weg in Leben zu
finden. Erst ein Unglück macht der Mutter klar, dass auch ihre große Tochter
sie als Mutter braucht und nicht allein ihre Söhne. Aber der Film zeigt auch
deutlich die Grenzen einer Mutter, die ebenso auf Zuneigung, Vertrauen und
Unterstützung angewiesen ist.
Ein einfacher, realistischer Film über
Lebensträume und Lebensrealität, der sehr dicht an die Personen heranführt.
Gesehen von Gudrun Wilhelmy
Zu sehen auf der Berlinale 2003 im Forum
des jungen Films, Kino Arsenal
Regie und Drehbuch: Nir Bergman, Kamera:
Valentin Belonogov, 87 min,
www.brokenwings.com
hagalil.com
02-02-03
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